Hochherrschaftlicher Antrag des
Freiherr von Blumenschein

Hochverehrter Bürger Bürger, der Er lebt im Mannsfeldischen im Nahen-Osten!

Ich unwürdiger Freiherr Blumenschein aus dem weinseligen Rheinhessen erlaube mir,
dieses Schreiben zu richten an Ihn,
den Gebieter und Herrscher über gar mehr als ein Dutzend Enten,
gut dreißig Hühnerbeine und gar mehr als 40 Flügelpaar' Ziervögel,
nebst einer handvoll mümmelnder Karottenvernichter.
Er, dessen Untertanen zahlreicher sind als es Trauben in meinem Gebiet hat.

Er, welcher schon oft meinem unwürdigen Haupt eine Schlafstatt gab.
Er, dessen Gattin schon oft meinen Gaumen entzückt hat und meine Leibesfülle anwachsen ließ.
Er, dessen älteste Tochter oft mich unwürdigen "Wesir" mit Ihrer Droschke mitnahm.
Er, dessen ältesten Söhne schon bei mir Unterkunft fanden.
Er, dessen Enkelinnen mir mit feinstem Backwerk schmeichelten.
Er schließlich, dessen jüngste Tochter von mir schändlich entführt wurde,
um statt in den sicheren Mauern des prunkvollen Frankfurts zu wohnen,
jetzt in einer finsteren Bärenhöhlenburg im dunklen Taunuskönigstein
Ihr Dasein in meiner Gegenwart fristet.

Ihn bitte ich nun in devotigster Einfalt, in grämender Ungeduld,
unter erbarmenswürdigstem Herzpochen
nicht um die Hand seiner Jüngsten.

NEIN, was soll ich mit der Hand?

Ich erdreiste mich, oh welch' kühner Streich,
die ganze Jungfer solle mir anheim fallen.

So er diesem - meinem - verwerflichen Ansinnen nur eine Tautropfen-vom-Blatt-rollen-Sekunde opfern würde, um meine Tat zu adeln und mich im Kreise seiner
heldenmütigen, lorbeerbekränzten, unfürchtigen Verwandten aufzunehmen gedenkt, soll er und sein Hofstaat auch zum Juli des Jahres, da sich die Geburt des Herren zum 1999ten-Male jährt zu Speis und Trank, zu Tanz und Völlerei, zu allerlei verwerflichem Händel mein Gaste sein.
Vom Mitbringen der Untertanen bitte ich allerdings abzusehen, da es sich in den dortigen Räumlichkeiten nicht geziemt, zu gackern und zu sch...




Copyright Jürgen Blumenschein; September 1998